Labordiagnostik bei Verdacht auf Präeklampsie: sFlt-1/PlGF-Quotient

28.11.2019 | Praxisinformationen

Die Präeklampsie, von der weltweit ca. 2-5% der Schwangeren betroffen sind, gehört zum Formenkreis der Hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen.

Laut der zuletzt im März 2019 novellierten deutschsprachigen Leitlinie „Hypertensive Schwanger-schaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie“ kann die Bestimmung der antiangiogenen bzw. angiogenen Faktoren (sFlt-1/PlGF-Quotient) im II. und III. Trimenon neben weiteren klinischen und diagnostischen Parametern zum Nachweis bzw. zum Ausschluss einer Präeklampsie eingesetzt werden.(1)

Hochrangig publizierte Studien zeigen, dass unabhängig vom Schwangerschaftsalter ein sFlt-1/PlGF-Quotient < 38 die Entwicklung einer Präeklampsie innerhalb der Folgewoche nahezu aus-schließt.(2) Für Werte oberhalb dieses Grenzwertes gelten, abhängig vom jeweiligen Schwanger-schaftsalter (early-onset vs. late-onset Präeklampsie), verschiedene Grenzwerte, die eine Prädikti-on über das Vorliegen und Auftreten einer Präeklampsie innerhalb der nächsten 4 Wochen zulas-sen.(3) Weitere Publikationen leiten daraus dezidierte Handlungsanweisungen für das klinische Vorgehen ab. (4|5)

Nach Aufnahme in den EBM hat das Labor Koblenz die Diagnostik mit dem in den genannten Stu-dien genutzten Testverfahren etabliert und wird diese Diagnostik zum 02.12.2019 im 24/7-Labor routinemäßig einführen (hierdurch ist eine außerordentlich geringe Befundzeit garantiert), sodass Sie jederzeit und kurzfristig auf die Aussagekraft des sFlt-1/PlGF-Quotienten zurückgreifen kön-nen, falls Symptome oder eine erhöhte Risikokonstellation vorliegt.

 

Wichtiges für Sie auf einen Blick

Bestimmung im Rahmen des EBM ab der 24. SSW (SSW ist obligat anzugeben) bei Vorliegen folgender Voraussetzungen:

  • Fetale Wachstumsstörung
  • Neu aufgetretener oder bestehender Hypertonus
  • Präeklampsie-assoziierter organischer oder labordiagnostischer Untersuchungsbefund, der keiner anderen Ursache zugeordnet werden kann
  • Auffälliger dopplersonographischer Befund

Untersuchungsmaterial:
1 ml mütterliches Serum, Standardtransport

Normbereich des sFlt-1/PlGF-Quotienten bei Einlingsschwangerschaft:
bis SSW 33+6: < 38, Graubereich 38-85
ab SSW 34+0: < 38, Graubereich 38-110

Abrechnungshinweis sFlt-1/PlGF-Quotienten

EBM 32363* 62,25 €
GOÄ 2 x 4069 2 x 50,28 € (1,15facher Satz)

* Die GOP 32363 wird für zunächst 2 Jahre extrabudgetär vergütet und ist höchstens 3-mal im Behandlungsfall abrechnungsfähig

 

Quellenhinweise / Weiterführende Literatur
1. S2k-Leitlinie: Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie, Stand 01.07.2019, Federführende Fachge-sellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG).
2. Zeisler H et al. Predictive Value of the sFlt-1/PlGF Ratio in Women with Suspected Preeclampsia, N Eng J Med 2016; 374 (1): 13-22.
3. Verlohren S et al. New gestational phase-specific cut-off values for the use of soluble fms-like tyrosine kinase-1/placental growth factor ratio as diagnostic test for preeclampsia. Hypertension 2014; 63: 346-352.
4. Stephan H et al. Implementation of the sFlt-1/PlGF ratio for prediction and diagnosis of pre-eclampsia in singleton pregnancy: implications for clinical practice. Ultrasound Ostet Gynecol 2015; 45: 241-246.
5. Dröge L, Verlohren S. Präeklampsie – Aktuelle diagnostische und therapeutische Aspekte. J Gynäkol Endokrinol 2017; 27: 153-158.